Aktuelles

Pädagogik des Waldorfkindergartens

Rudolf Steiner (1861-1925) entwickelte das „anthroposophische Menschenbild“; aus diesem heraus begründete er die Waldorfpädagogik. Für die Waldorfpädagogik steht schon immer der sich entwickelnde Mensch im Vordergrund – und das nun schon seit mehr als 90 Jahren!

Die Waldorfpädagogik ist aktueller denn je, da sie  - frei von Reformen -  den Bedürfnissen der Kinder und den Anforderungen unserer Zeit in besonderem Maße gerecht wird.

Eltern sein – das ist eine große Herausforderung in unserem Leben. Viele Fragen stellen sich und wir sehen uns einer Fülle unterschiedlichster Antworten ausgesetzt. Auch durch den rasanten Wandel in den gesellschaftlichen Strukturen ergeben sich weitere Unsicherheiten.

Was braucht eigentlich ein kleines Kind?
Wir möchten Sie und Ihr Kind begleiten, Ihnen ein verlässlicher und kompetenter Ansprechpartner sein, denn in der frühen Kindheit werden die Grundlagen für das spätere Leben gelegt. Wir sind uns dieser großen Verantwortung bewusst.

Was zeichnet uns als Waldorfkindergarten aus? –Erfahren Sie mehr zu den Grundpfeilern der frühkindlichen Waldorfpädagogik, die die Basis unserer Arbeit bilden:

Begleiten Sie uns durch unseren Kindergartentag und sprechen Sie uns an, wenn Sie weitere Fragen haben. Wir freuen uns auf den Dialog mit Ihnen!

 

 

Vorbild und Nachahmung
Die Persönlichkeit des erziehenden Erwachsenen ist die eigentlich bildende „Umgebung“ des Kindes, die mehr bewirkt als jedes noch so gute Erziehungs- und Bildungsprogramm. Wo das Kind Persönlichkeiten erlebt, die mit sich selbst identisch sind, da werden Fundamente gelegt für ein tiefes, sicheres Empfinden von Kohärenz zwischen dem Innen und Außen der Welt. Es liegt in der Natur des Kindes, dass es in bedingungslosem Vertrauen dem Vorbild der Erwachsenen folgen möchte. Seine Nachahmung erschöpft sich nicht im Kopieren von Handlungen; in der Nachahmungstätigkeit äußert sich stets auch ein freudiges Mitgehen mit den Aktivitäten des Erwachsenen, ein Sich-Identifizieren mit dem Vorbild. Deshalb haben Qualitäten wie Interesse an der Welt, Freude am Dasein, moralische Integrität usw. ihren Wert nicht nur für den Erwachsenen, der sie pflegt; sie haben ganz besonderen Wert auch für das Kind, das sie erlebt. Die Salutogenese-Forschung weiß heute, wie sehr die spätere Resilienz eines Menschen abhängt von der Entwicklung solcher inneren Werte und Qualitäten. Sie sind die entscheidenden Stützen, wenn es gilt, schlimmsten Widrigkeiten zu trotzen und dem eigenen Leben einen Sinn zu geben, einen Sinn, der nicht nur vorgestellt ist, sondern Kraft verleiht.
Kinder leben auf dieses Ziel zu. Deshalb zählt für sie nicht, was der Erwachsene weiß, sondern was er ist und tut. Damit ist ein Anspruch gestellt, dem der Erwachsene nur gerecht werden kann, wenn er an sich selber arbeitet. Unter diesem Aspekt lässt sich als Motto formulieren: „Erziehung ist in erster Linie Selbsterziehung des Erziehers“. Denn mehr als durch alle äußeren Maßnahmen wird der Erwachsene durch seine Persönlichkeit zum „Bildner“ des Kindes. Die Wesensbegegnung mit dem Erziehenden wird zum tragenden Grund für das Lernen des Kindes.

(Quelle: „Kindheit – Bildung – Gesundheit, Leitlinien der Waldorfpädagogik für die Kindheit von 3 bis 9 Jahren, Teil I“ von Rainer Patzlaff und Wolfgang Saßmannshausen. Herausgegeben von der Pädagogischen Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen e.V, edition Waldorf, Wagenburgstraße 6, 70184 Stuttgart)

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Rhythmus und Wiederholung
Das Kind braucht für eine gesunde Entwicklung Rhythmus und Wiederholung. Es ist eingebunden in die Kreisläufe der Natur, die sich im Tag-/Nachtrhythmus und in den Jahreszeiten zeigen. Deshalb achten wir auf einen geregelten Tagesablauf; jeder Tag im Waldorfkindergarten gliedert sich in Zeiten, in denen die Kinder ganz aus ihren eigenen Kräften tätig sind (Freispiel drinnen und draußen) und Zeiten, in denen sie durch die Kindergärtnerin konkret angeregt werden (im Reigen und im Märchenkreis). Es kommen auch andere Elemente wie das Malen, Kneten, Eurythmie, Backen, usw. dazu, die im Wochenrhythmus gegeben sind. Ebenso hat jeder Tag sein bestimmtes Frühstück, welches mit den Kindern gemeinsam zubereitet und verzehrt wird. So bekommt die Woche eine Struktur, die den Kindern Sicherheit und Orientierung gibt.

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Freies Spiel
Was erlebt das Kind im Spiel?
Das Spiel entwickelt sich mit dem Kind über verschiedenen Spielstufen: Vom Spiel mit dem eigenen Körper zum Funktionsspiel, zum Spiel mit anderen, mit Hilfe von Phantasiekräften zum Rollenspiel und schließlich mündet es in ein zielgerichtetes Spiel durch sich entwickelnde Vorstellungskräfte im Vorschulalter.
Was alle Spielarten verbindet ist die Entdeckung der Lebensfreude und die Neugier, die Welt zu begreifen. Das Kind kann seine Stärken und Schwächen kennenlernen und ausloten, in Kontakt und Verbindung mit anderen Kindern treten, seine Grenzen erfahren und erweitern. Es lernt Vertrauen in eigene Fähigkeiten zu entwickeln und der Unterstützung und Hilfe anderer zu vertrauen und damit Aufgaben und Vorstellungen zu bewältigen. Es erlebt, dass es Sinn macht, Erlebnisse mit anderen zu teilen und sich um etwas zu bemühen.
Das Miterleben von sinnvollen Tätigkeiten des Erwachsenen spricht direkt den Willen des Kindes an. Es bringt diese Handlungen in seinem Spiel wieder hervor und verbindet sich gefühlsmäßig damit. Sein aufkeimendes Interesse für die Tätigkeit des Erwachsenen führt zum Bewusstwerden der Beobachtung und ermöglicht ein Verständnis sowie die Fähigkeit, Vorstellungen zu bilden und das Erlebte aus sich herauszusetzen.
Spiel und Arbeit sind keine Gegensätze, sondern in direktem Zusammenhang stehende Verwandlungsstufen. Ernsthaftigkeit im Spiel bedeutet Verbindung und Konzentration mit und auf die Tätigkeit. Genau dies wird später in der Arbeit gefordert.
Spiel bewahrt vor Starrsinn. Es ermöglicht zugleich Sinn- und Bemeisterungserfahrungen für einen starken Kohärenzsinn, d. h. es erfährt im Spiel die Verstehbarkeit, die Handhabbarkeit und die Sinnhaftigkeit der Welt.
Kinder werden beim Spielen immer wieder mit neuartigen Reizen konfrontiert. Es kommt dabei häufiger zur Aktivierung einer kontrollierbaren Stresssituation und damit zur Bahnung vielfältiger und komplexer assoziativer Verschaltungen im Gehirn.
Spiel weckt Begeisterung und ist somit ein wirksames Mittel zur Suchtvorbeugung. Spiel ist mit Freude und Lust verbunden und erzeugt Befriedigung und Wohlgefühl. Es dokumentiert die individuellen Fähigkeiten und Stärken oder auch Entwicklungsstörungen des Kindes. Spiel beruht auf Impulsen von außen und auf Impulsen aus der inneren Welt des Kindes. Spiel bedeutet, die Ausgewogenheit zwischen innerlich drängender Schöpferkraft und äußeren Gegebenheiten zu schaffen.

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Soziales Miteinander
Bindungsfähigkeit, Verlässlichkeit, Sozialfähigkeit gehören zu den wichtigsten Grundwerten des Menschseins. Selbstbewusstsein und Sicherheit im gesunden Maß führen zu Sozialfähigkeit. Im Kindergarten wird die Entwicklung der Sozialfähigkeit unterstützt durch den Rhythmus im Tageslauf: Das Kind taucht in die Gemeinschaft ein, z.B. beim gemeinsamen Frühstück oder Märchenkreis und kann dann wieder für sich, seinen eigenen Impulsen folgend, sein, z.B. im freien Spiel.
Die Erzieher sind Vorbild - im gemeinsamen Umgang miteinander, dem Umgang mit Konflikten und ihrem Verhalten ihrer Umwelt gegenüber. Das alles wirkt stark auf die Kinder und spiegelt sich in ihrem Verhalten.

(Quelle: „Kindheit – Bildung – Gesundheit, Leitlinien der Waldorfpädagogik für die Kindheit von 3 bis 9 Jahren, Teil II“ von Rainer Patzlaff, Wolfgang Saßmannshausen und Claudia McKeen. Herausgegeben von der Pädagogischen Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen e.V, edition Waldorf, Wagenburgstraße 6, 70184 Stuttgart)

Sinnespflege
Die Förderung der Sinne sehen wir als eine unserer wesentlichen Aufgaben an, nicht nur durch unsere Tätigkeiten werden die Phantasie und die Sinne angeregt, sondern auch durch unsere sorgfältig ausgewählten Spielmaterialien.

 

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Bewegungsentwicklung
Immer in Bewegung, aktiv mit dem ganzen Körper und allen Sinnen, erschließt sich das kleine Kind seine Welt.
Fortwährende Bewegung stärkt die Fähigkeiten der Leibesbeherrschung und legt damit die wichtigsten Grundlagen für ein positives Körpergefühl, für eine ausdrucksstarke Seelenfähigkeit. Über die immer bewusster werdende Wahrnehmung übt es gezielt seine Bewegungsfähigkeiten bis in die Fuß- und Fingerspitzen hinein und erwirbt sich so die Geschicklichkeit, die z. B. für das Binden von Schleifen oder das Einfädeln von Nadeln notwendig ist.
Das Fußgewölbe und die Schwingung der Wirbelsäule sowie die Rundung des Brustkorbes bilden sich aus, Herzrhythmus und Atmung werden stabil.
Die seelische und geistige Befindlichkeit des Menschen korrespondiert mit seiner körperlichen Beweglichkeit. Wer sein körperliches Gleichgewicht nicht halten kann, bekommt eher Probleme mit der seelischen Balance. Auch beeinflusst die Fähigkeit sich zu bewegen die Sprachentwicklung ganz entscheidend.

(Quellen: „Kindheit – Bildung – Gesundheit, Leitlinien der Waldorfpädagogik für die Kindheit von 3 bis 9 Jahren, Teil II“ von Rainer Patzlaff, Wolfgang Saßmannshausen und Claudia McKeen. Herausgegeben von der Pädagogischen Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen e.V, edition Waldorf, Wagenburgstraße 6, 70184 Stuttgart

„Was Kinder brauchen – Erziehung und Bildungsziele in der Waldorfpädagogik für Kinder bis zur Schulfähigkeit“ von Peter Lang)

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Kreativität, Musikalität
Kinder sind geborene Künstler. Mit ihren schöpferischen Fähigkeiten schreiten sie freudig zur Tat und stehen mit ihrem tätigen Schaffen gewissermaßen mitten in der Welt. Sie tauchen unbewusst ein in das Wesen der Dinge, während der Erwachsene eher als Zuschauer, Betrachter und Kritiker auf Bedacht ist.
Unser kausal-logisches, wissenschaftlich-bewusstes Denken steht den schöpferischen Kräften des Kindes polar gegenüber. Die pädagogische Kunst besteht darin, junge Menschen in das bewusste Verstehen der Welt zu führen, ohne dass sie das schöpferische Potential und ihre individuellen Gestaltungskraft verlieren. Das braucht Entwicklungszeit. Künstlerische Tätigkeiten aller Art, z.B. Malen mit Aquarellfarben, Handarbeiten und Arbeiten an der Werkbank sind hierfür ein unschätzbares Hilfsmittel. 

(Quellen: „Kindheit – Bildung – Gesundheit, Leitlinien der Waldorfpädagogik für die Kindheit von 3 bis 9 Jahren, Teil II“ von Rainer Patzlaff, Wolfgang Saßmannshausen und Claudia McKeen. Herausgegeben von der Pädagogischen Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen e.V, edition Waldorf, Wagenburgstraße 6, 70184 Stuttgart)

Lesen Sie auch den nachfolgenden Artikel aus der Zeitschrift "Erziehungskunst", Ausgabe 06/2010:
"Das schönste Instrument. Wer im Kindergarten singt, fördert alle Sinne" (<- bitte hier anklicken)


Gesunde Ernährung
Zu unserem festen Tagesablauf gehört das gemeinsame Frühstück. Wir legen dabei großen Wert auf vollwertig-biologische Zutaten. Jedem Wochentag ist eine „eigene“ Mahlzeit zugeordnet. Es gibt z.B. Müsli, selbstgebackenes Brot und Brötchen. Ein Tischspruch, - gebet oder ein Lied stimmen auf die Mahlzeit ein.
 

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