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Fragen an den Waldorfkindergarten

Was wird im Waldorfkindergarten vermittelt?
Der Erziehungsleitfaden für die Kinder bis zum Schuleintritt heißt: Vorbild und Nachahmung, Rhythmus und Wiederholung. Vorbild sein bedeutet, dass der Erwachsene sein Denken und seine Haltung in sein Handeln fließen lässt und so dem Kind sichtbar macht und zum Nachahmen einlädt. Ein strukturgebender Tages- und Wochenrhythmus, wiederkehrende Abläufe im Jahreskreislauf mit dessen Festen als Höhepunkte, vermitteln den Kindern Sicherheit und Vertrauen. Klare Regeln und Aufgaben wie gemeinsames Aufräumen stärken das Vertrauen in eigene Fähigkeiten und den sozialen Umgang miteinander. Die Jahreszeiten mit ihren Festen bilden den Inhalt für Reigen, Geschichten und Puppenspiele, Lieder, Fingerspiele und Eurythmie, welche den Bewegungssinn und die Sprachentwicklung fördern. Ein reiches, vielseitiges Erfahrungsfeld für alle Sinne schafft die Grundlage für Gesundheit und Bildungsfähigkeit und ermöglicht den Kindern Leibvertrauen zu entwickeln im Freispiel, in der Natur, bei der Gartenarbeit durchs Jahr, bei handwerklichen und künstlerischen Tätigkeiten, bei der täglichen Frühstückszubereitung, beim Backen, Kochen, usw. Kinder wollen schöpferisch tätig sein und die Welt begreifen. Dafür brauchen sie ein vielfältiges Angebot von Materialien verschiedenster Art, das ihren Gestaltungswillen frei lässt, ihren Forscherdrang unterstützt und ihre Phantasie anregt. Die altersgemischte Gruppe lässt Kinder erleben, wie verschieden die Fähigkeiten und Interessen von Kleinen und Großen sein können und fördert gegenseitige Hilfsbereitschaft, Unterstützung und Achtung.

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Wird mein Kind zur Schulreife geführt?
Im Waldorfkindergarten werden die Kinder zu einer körperlichen und geistigen Reife geführt, welche sie für jede Schulform vorbereitet.

 

Wie christlich ist der Kindergarten? Wie geht man mit Andersgläubigen um?
Waldorfkindergärten sind christlich orientiert, jedoch nicht konfessionsgebunden. Es werden alle christlichen und jahreszeitlichen Feste gefeiert. Die Inhalte werden so vorbereitet, dass sie in die Tätigkeiten und Handlungen des Erziehers fließen und so sichtbar werden. So können Kinder aller Glaubensrichtungen aufgenommen werden und mitfeiern.

 

Worin unterscheidet sich der Waldorfkindergarten von anderen Kindergärten?
Ein Waldorfkindergarten ist eine Elterninitiative; Träger des Kindergartens sind meist die Eltern, die sich in einem Verein organisieren und damit Träger der freien Jugendhilfe sind. Basis der Arbeit sind die Entwicklungsschritte des Kindes bis zum Schuleintritt auf der Grundlage der Menschenkunde Rudolf Steiners. Die Lebenswelt des Kindes wird so gestaltet, dass es sich körperlich gesund entwickeln kann, in seinem Forscherdrang und seinem Spieltrieb unterstützt wird. Es kann die Welt in ihren Zusammenhängen begreifen und darin tätig sein. Das Kind bildet Vertrauen in eigene wachsende Kräfte und Fähigkeiten und erlebt ein reiches Erfahrungsfeld, in dem es alle Sinne und seine Beziehungsfähigkeiten erüben und erlernen kann. Kinder suchen und brauchen Grenzen um sich zu orientieren und Sicherheit zu entwickeln. Dafür brauchen sie einen Rahmen, in dem ihnen der Erwachsene mit Achtung, Liebe und Interesse begegnet. Die Waldorferzieherinnen achten und fördern das individuelle Entwicklungsgeschehen der Kinder, vermitteln Zugehörigkeitsgefühl in einem Gruppenerleben, welches nicht jeden Morgen wechselt und öffnen einen Raum, in dem Kinder lebendig sein dürfen ohne Bewertungen und Schemata. Die gemeinsame Verantwortung für das Kind erfordert eine partnerschaftliche Zusammenarbeit von Eltern und pädagogischen Fachkräften. Intensive Zusammenarbeit mit den Elternhäusern und deren Unterstützung ist daher ein wichtiger Bestandteil der Arbeit.

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Die Waldorfkindergärten nennen sich “freie" Kindergärten. Heißt das, dass die Kinder dort antiautoritär erzogen werden?
Die Waldorfkindergärten wie auch die Waldorfschulen nennen sich “frei“ um zum Ausdruck zu bringen, dass sie sich in freier Trägerschaft befinden im Gegensatz zu staatlichen Einrichtungen. Waldorfpädagogik hat mit dem antiautoritären Prinzip nichts zu tun. Kinder brauchen und suchen Grenzen um sich zu orientieren und Sicherheit zu entwickeln. Dafür brauchen sie einen Raum, in dem der Erwachsene ihnen mit Achtung, Liebe und Interesse begegnet. Vorbild sein bedeutet, dass der Erwachsene sein Denken und seine Haltung in seinem Handeln zum Ausdruck bringt, so dass das Kind dies tätig nachahmen kann.

 

Welche Kinder werden in einem Waldorfkindergarten aufgenommen?
Waldorfkindergärten, die von der Initiativkraft der Eltern getragen werden, stehen grundsätzlich allen Kindern offen - unabhängig von Religion, Hautfarbe, Geschlecht und Einkommen der Eltern. Es findet für jedes Kind ein Aufnahmegespräch statt.

 

Wer war Rudolf Steiner und was hat er mit Waldorfpädagogik zu tun?
Rudolf Steiner ist der Begründer der Waldorfpädagogik. Emil Molt, Besitzer der Waldorf Astoria Zigarettenfabrik, gründete 1919 mit Rudolf Steiner zusammen die erste Waldorfschule in Stuttgart für die Kinder der Fabrikarbeiter. 1926 wurde in Stuttgart der erste Waldorfkindergarten gegründet. Inhalte und Methode der Waldorfpädagogik beruhen auf Steiners Erkenntnissen über die Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Neben der Pädagogik fanden seine geisteswissenschaftlichen Forschungen auch Eingang in die biologisch-dynamische Landwirtschaft, die Medizin, die Kunst und in die Auseinandersetzung um die soziale Frage.

 

Das Berufsbild der Waldorferzieherin
Waldorfpädagogik für Kindergartenkinder wird an Fachschulen für Waldorfpädagogik vermittelt. Der Abschluss ist staatlich anerkannt. Eine andere Möglichkeit ist eine berufsbegleitende Waldorfzusatzausbildung, wenn eine staatliche Ausbildung abgeschlossen wurde. Weiterbildungen durch regionale und überregionale Tagungen, Konferenzen und die Zusammenarbeit mit benachbarten Waldorfkindergärten und Schulen fördern Austausch und Auseinandersetzung mit pädagogischen Fragen und Aufgaben.
 
Stand: 03/2009

 

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